TIERSCHUTZ
IN ANDALUSIEN
Heute: Annerose
Helma Scherer
An der Ausfahrt
der Hauptstrasse treffen wir Annerose und folgen ihr zu ihrer Finca im Hinterland der Costa del Sol. Richtig,
ohne sie hätten wir niemals hierher gefunden. Auf unbefestigten Wegen kommen
wir dann in einer grünen Oase mit vielen Fruchtbäumen und Gemüsegarten an.
Mit viel
Freudengebell werden wir von einer Anzahl unterschiedlichster Hunde begrüsst –
dazwischen Katzen und........ein Minischwein, das sich offenbar für einen Hund
hält.
Annerose erzählt
uns, dass sie aus Bayern kommt und nun schon fast 20 Jahre hier in Andalusien
lebt. Zur Tierschützerin wurde sie, weil sie nicht immer wegschauen konnte. Die
vielen Strassenhunde, abgemagert, krank und sich selbst überlassen. Dann die
Hunde auf den Höfen – ein Leben fast ausschliesslich an der Kette.
Annerose: „Die
Jäger habe ich besonders im Visier. Die Podencos (einheimische Jagdhunde) leben
die ganze Woche eingesperrt auf 2 bis 4 qm. Kniehoch in altem Brot, das ihre
Nahrung ist. Am Sonntag geht es dann auf die Jagd; dort können sie die
aufgestaute Energie in der Hasenjagd austoben.“
Esel, an den
blutenden Vorderpfoten zusammengebunden, wurden von ihr und ihren Mitstreitern
befreit – manchmal am Rande der Legalität. Ein neues Zuhause finden diese Tiere
in einem besonderen Refugium, das von einem Engländer gegründet wurde. Hier
gelingt es ihnen vielleicht, unter anderen Artgenossen die ertragenen Qualen zu
vergessen.
Sie erzählt uns,
dass mittlerweile ein enormes Netzwerk entstanden ist, bestehend aus Deutschen,
Engländern, Schweizern und man staune, es kommen viele spanische Frauen dazu.
„Man hat einfach begriffen, dass Tierschutz der einfachste Form von
Menschlichkeit entspricht. Wir müssen Schwächere in unseren Schutz nehmen und
ihnen Hilfe anbieten.“
Aufgenommene oder
befreite Tiere werden zuerst tierärztlich versorgt und geimpft, zum Teil gleich
kastriert. „Unserer Tierärztin gilt hier mein besonderer Dank. Seit Jahren
übernimmt sie diese Untersuchungen kostenfrei und kastriert für einen Selbstkostenbetrag.“
Dann geht die Suche nach einem geeigneten Zuhause los.
Annerose erzählt
uns, dass sie teilweise 12 Hunde gleichzeitig in ihrer Obhut hatte - zurzeit
sind es lediglich 4.
Durch die
Vernetzung mit anderen europäischen Tierschutz-Organisationen wurden ungezählte
Adoptionen von Hunden und Katzen erreicht. Dafür brauchen wir jedes Mal auch einen geeigneten Flugpaten, der das
Tier zu dem neuen Besitzer begleitet. Das ist vorbildlich organisiert und die
Tiere werden am Flughafen schon von der neuen Familie in Empfang genommen.
Annerose lacht,
als sie uns erzählt, dass sie mittlerweile darüber nachdenkt, ob sie sich ein
Paar neue Schuhe leistet. Sie rechnet aus, wieviele Säcke Tierfutter das gibt –
die neuen Schuhe kommen auf der Finca ohnehin nicht richtig zur Geltung.
Wir bedanken uns
für die freundliche Bewirtung und verabschieden uns. Wir nehmen das schöne
Gefühl mit, dass immer mehr Menschen bereit sind, sich so aktiv für den
Tierschutz einzusetzen und zahllosen Tieren eine bessere Zukunft zu geben. Ihr
Leben als Tierschützerin und Auswanderin wird Annerose Helma Scherer demnächst
in einem Buch „Annerose H. Scherer – ein Leben dem Tierschutz“ zusammenfassen.
Wir sind gespannt. LIT-Verlag, Münster, 2013